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In dieser Arbeit wird die kulturelle Hybriditat zwischen Amerika und Deutschland in Wim Wenders` Der amerikanische Freund anhand von Homi Bhabhas Begriffen Stereotype und Mimikry untersucht. Wenders behandelt in diesem Film die Beziehung zwischen einem deutschen Rahmenmacher, Jonathan Zimmermann, und einem dubiosen amerikanischen Geschaftsmann, Tom Ripley. Er gestaltet die beiden Figuren als Reprasentanten der jeweiligen Kultur. Jonathan lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in einer kleinen Altbauwohnung am Hamburger Hafen, halt traditionelle moralische Werte hoch und leidet an Leukamie. Tom, der symbolisch einen Cowboyhut tragt, lebt allein in einer großen Vorortvilla und verkauft uber ein Auktionshaus bislang unbekannte Bilder des als tot geltenden Malers Derwatt. Tatsachlich lebt und malt Derwatt unter falschem Namen in New York. Bei den Auktionen werden die Preise kunstlich nach oben getrieben. Jonathan fallen Veranderungen in der Malweise der angeblich im Nachlass entdeckten Derwatt-Bilder auf. Als man Jonathan und Tom spater einander vorstellt, bemerkt Jonathan spottisch, er habe bereits von Ripley gehort, und weigert sich, ihm die Hand zu geben. Tom, der deswegen verletzt ist, zieht Jonathan in sein kriminelles Milieu hinein, indem er Jonathans Sorge aufgrund seiner Krankheit hervorruft. Jonathan, der Tom wegen seiner Geldgier verachtet hat, wird Auftragsmorder, um mit dem Geld seine Familie abzusichern und auch etwas Neues und Abenteuerliches zu erleben, den Rahmen des Alltags zu sprengen. Jonathan zieht wiederum Tom, der ihm beim zweiten Mord aus schlechtem Gewissen und Sympathie geholfen hat, in die gefahrliche Situation hinein. Nachdem die beiden zusammen Gangster getotet haben, lasst Jonathan Tom allein zuruck. Jonathan schatzt Amerikaner wie Tom einerseits aufgrund seiner narzisstischen Projektion als kulturell minderwertig ein und begehrt andererseits seinen Reichtum und seine Freiheit. Tom dagegen beneidet Jonathans friedliche Lebensweise und sein feines Auge fur Kunst, verabscheut aber andererseits seine Arroganz. Die beiden empfinden gegenseitig Verachtung, Aggression und Neid aus einer mit dem jeweils eigenen Mangel und der Differenz verbundenen Angst heraus. Diese Konstruktion der Stereotype und das daraus folgende ambivalente Gefuhl haben nach Bhabha mit einer komplexen Artikulation der Tropen des Fetischismus (Metapher und Metonymie) und den dem Imaginaren zur Verfugung stehenden Formen narzisstischer und aggressiver Identifikation zu tun. Tom verfuhrt zwar Jonathan dazu, seine Lebensweise nachzuahmen, aber Jonathan steht mit der Zeit nicht mehr unter seiner Kontrolle und kehrt schließlich zu seiner Familie zuruck. Mimikry funktioniert nach Bhabha bei den Beherrschten als Tarnung und veranschaulicht die Differenz, die die Herrschenden unterdrucken wollen, verunsichert und dezentriert die Identitat der Herrschenden und kann damit das hegemoniale System umwerfen. Mimikry ermoglicht einen Einbruch des Realen in die symbolisch strukturierte Realitat und ist deshalb bei Bhabha als kultureller Widerstand fur Unterdruckte von großer Bedeutung. Tom und Jonathan entdecken in ihrer Verwirrung eine jeweils neue Seite an sich und gestalten so eine neue, hybride Identitat. Der Film zeigt im Unterschied zu Bhabhas Theorie den Zwiespalt und die Verwirrung nicht nur der Herrschenden, sondern auch der Beherrschten. Er veranschaulicht symbolisch durch die Beziehung der beiden Hauptfiguren, wie ein geschwachtes Nachkriegs-Deutschland unter dem Einfluss von Amerika die traditionelle Lebensweise und Denkweise andert und sich in einem kulturell hybriden Zustand befindet.